Lilly Blaudszun Eltern Lilly Blaudszun holt ihr Smartphone aus der Tasche, bevor sie ins Wurst geht. “Ich entschuldige mich, aber ich muss das fotografieren”, sagt sie. Wenige Tage später empfiehlt ihr Twitter-Profil von 26.000 Followern das kulinarische Highlight von Ludwigslust, Mecklenburg-Vorpommern: eine deftige Ketwurst, umrahmt von knusprigen Brötchen, und zwischendurch eine gut gewürzte Ketchup-Rot. Lilly Blaudszun, die Ludwigslusterin, fröstelt.

Liebe Leserin, lieber Leser, 26.000 Follower entspricht der Einwohnerzahl von Ludwigslust; Regionale Aufmerksamkeit ist für das Würstchen-Eck am Alexandrinenplatz jedoch nichts Neues: Stolz zeigt Lilly Blaudszun ein Luftbild des Flachbaus mit dem Fenster zwischen Ziegelsteinen, das neben der Theke hängt: „Die Wurst aus der Wand“ – „Deutschlands bestes Würstcheneck“.
Die Schlange vor dem Fenster wird an diesem sonnigen Juni-Dienstag nicht kürzer; zehn, zwölf Leute sind immer dabei, darunter ein Handwerker, ein Polizist und die SPD-Nachwuchshoffnung Lilly Blaudszun, die sich jetzt die Augen reibt: Ist die Grimmige im blauen Polohemd in der Schlange nicht kein AfD-Büro? Angestellter?
Zwei Tage später feiert Blaudszun ihren 19. Geburtstag. Sie wird von vielen Medien als “Nachwuchshoffnung” bezeichnet, von der SPD als “Influencerin”. Wer Blaudszun in den sozialen Medien verfolgt, glaubt, dass diese Frau zu Hause ist: Sie spürt alle paar Minuten und von allen Lebensumständen ein Bild, einen Spruch oder ein Like. Sehr hohe Schlagzahl, Politik, Essen, Studium, Politik – die Leute klicken, gucken, lesen, liken, antworten – und ja, darunter augenscheinlich etliche, die “sonst nicht so viele Berührungspunkte mit Politik haben”, sagt Lilly Blaudszun, deren “Antrieb ” ist es,
mit diesen “niedrigschwellig” Menschen über Politik zu diskutieren. Unabhängig davon ist Lilly Blaudszuns Zuhause nicht auf Twitter, Instagram, Tiktok oder Facebook. Ihr Zuhause ist hier, wo sie anderthalb Stunden im Schlosspark sitzt und spricht, ohne auf ihr Handy zu schauen. Wo sie es zuerst auf dem Würstcheneck macht, und dann ihre Tante auf dem Rad sieht, großes Hallo, ihre Tante arbeitet beim Ordnungsamt. „Na, hältst du dich an die Abstandsregeln?“, fragt die Nichte. “Nee”, sagt die Tante, “ich habe Mittagspause.” Lilly Blaudszun lebt in Ludwigslust, Mecklenburg-Vorpommern und gelegentlich in Brandenburg; derzeit studiert sie Jura in Frankfurt (Oder). Auf jeden Fall wird es in Ostdeutschland sein.

Vom Goethe-Gymnasium ging sie schon zum Wurstessen auf den Alexandrinenplatz, aber auch die Gulaschkanone in der Mensa war in Ordnung. Vor einem Jahr hat sie ihr Abitur gemacht. „Wir sind die erste Generation, die imstande ist, mit gleichen Waffen zu kämpfen“, sagt Lilly Blaudszun, Jahrgang 2001, und meint die Ostdeutschen gegen die Westdeutschen, obwohl sie das Wort „Waffen“ nicht gerne verwendet – aber allein diese westdeutsche Dominanz in allen Spitzenpositionen, Dax-Konzernen, Hochschulen und überall! „Waffen“, sagt sie, aber auch der Verständlichkeit halber: Sie hat ihr westdeutsches Mit-Erstsemester nach der Uni-Einführungswoche in Frankfurt zu einem Jägerschnitzel-Essen eingeladen: „Jagdwurst panieren, Zwiebeln in Butter anschwitzen, eine ganze Flasche Ketchup , etwas Milch, Spirelli, Zucker – alle waren komplett weg.“
Büffeln nur, wenn Sie es eilig haben.
Kurz darauf dachte sie an ein Synonym für das Wort “Waffe”, und das Wort “Bildung” fiel ihr ein. Tatsächlich gibt es wohl nur wenige Bereiche, in denen die formalen Unterschiede zwischen den Bundesländern aufgrund des Föderalismus so groß sind, während das große Ganze in Ost, West und Süd, Nord und Süd, Nord und Süd, Nord und Süd, Nord und Süden, Norden und Süden, Norden und Süden, Norden und Süden, Norden und Süden, Norden und Süden, Norden und Süden, Norden und Süden, Norden und Süden, Norden und Süden,
Norden , und Süd, Nord und Süd „Wie uns das Bildungssystem kaputt macht“ heißt der Text, der dank Lilly Blaudszun erstmals überregional auf sich aufmerksam machte: Sie veröffentlichte ihn 2018 im Online-Magazin Vice als Protest gegen hoher Leistungsdruck, fehlendes Zeitmanagement und weibliche Altersgenossen, die nur mit Schnelligkeit und anderen Stimulanzien bulimien können. Der Artikel könnte sowohl in Bayern und Schleswig-Holstein als auch in Mecklenburg-Vorpommern erscheinen. „Hört auf mit dem Reinprügeln, Auswendiglernen,

der verdammten Effizienz und gebt uns endlich die Möglichkeit, unser Leben zu leben“, schrieb Blaudszun an die politische Adresse. “Revolutionieren Sie das Bildungssystem so schnell wie möglich, oder ‘die Zukunft unseres Landes’ wird ruiniert, bevor sie überhaupt begonnen hat.” Der Text ging viral, und er wurde von einer Reihe von Zeitungen aufgegriffen und löste Debatten über die Notwendigkeit einer Schulreform aus, darunter die Schweriner Volkszeitung, die Ostsee-Zeitung und schließlich ein langes Interview in der Welt. Das Material zu ihrer Verteidigung liegt noch an der Uni: Bei der ersten Klausur in Frankfurt (Oder) sei eine Kommilitonin aus dem Raum geschmissen worden.
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